Rückblick 2023

Rückblick
Woche der Stille 2023

Woche der Stille in Oldenburg 2023

Was Achtsamkeit mit gutem Sex zu tun hat

Stressabbau, größere Gelassenheit, mehr Freude im Alltag – das wünscht sich wohl jeder Mensch. Die „Woche der Stille“ in Oldenburg hat Wege dahin aufgezeigt. Und die sind überraschend vielfältig.

Oldenburg – Verstärken sich erotische Gefühle durch Meditation? Ist Achtsamkeit gut für Sex? Lisa Andrea Preller ist überzeugt davon. Die Sexualwissenschaftlerin will Menschen zu einem erfüllten und authentischen Sexualleben verhelfen. „Für mich ist Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und mit anderen eine wesentliche Voraussetzung dafür“, sagt die Sex-Coachin, die im Oldenburger Rosenhaus arbeitet.

Ihr Kursus „Initimität und Achtsamkeit“ im Rahmen der „Woche der Stille“ lockte acht Interessierte an; zwei der vier Männer waren von ihren Freundinnen angemeldet worden. Lisa Preller kennt das: Vor allem Frauen besuchen ihre Kurse. „Ich glaube, der Bedarf bei Männern ist genauso hoch – aber da ist das Thema leider eher tabu.“ Die Männer bereuen ihre Teilnahme an diesem Übungsabend nicht. Als spannend beschreibt Georg, einem Gegenüber eine Minute in die Augen zu sehen. „Da passiert ganz viel.“ Bei einer anderen Übung gehen zwei Partner aufeinander zu. Sven ist überrascht, wie unterschiedlich gut sich größere und geringere Abstände anfühlen und welche Nähe er als angenehm empfindet.

Pause für Körper und Seele

„Wenn Du den Kontakt mit Dir selbst verlierst, verlierst Du Dich in der Welt“, heißt es auf einem großformatigen Kunstwerk auf der Fassade der Forumskirche St. Peter. Das Zitat des deutsch-amerikanischen Bestsellerautors Eckhart Tolle gehört zu einem Zyklus von Bildern unterschiedlicher Menschen mit verschlossenen Augen. Das Kunstprojekt wurde in der „Woche der Stille“ eröffnet. Künstlerin Schirin Khorram-Brüning sagt, sie wolle mit ihren Inspirationen zu einer „Auszeit für Körper und Seele“ einladen. Es werde immer schwieriger, inmitten des Trubels im Alltag einen Moment der Stille zu finden.

Kurs: Yoga
Trainerin: Caro Sanjivani Albrecht

„Das Bedürfnis nach Ruhe, Entspannung und Selbstwahrnehmung ist weit verbreitet“, sagt Christoph Kiefer vom Orga-Team der „Woche der Stille“. Die Aktionswoche, die eine Gruppe unter anderem aus evangelischen und katholischen Christen in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstaltet hat, zeige die Vielfalt der Angebote, die dieses Bedürfnis aufgreifen. Alle Anbieter konnten sich auf der Homepage der Aktion vorstellen und ihre Kurse einstellen.

Yoga ist der Renner

Der „Renner“ sind Yoga-Kurse. Der Boom bei dieser meditativen Bewegungsform schlägt sich bei der „Woche der Stille“ in den zahlreichen Angeboten nieder. „Übungen auf der Matte werden zum Beispiel bei Yin Yoga immer nur so ausgeführt, wie es Übenden guttut“, sagt Caro Sanjivani Albrecht. „Diese Haltung hilft, im Alltag darauf zu achten, was guttut“, erläutert die Yoga-Lehrerin den Zusammenhang zu Achtsamkeit. Die Endentspannung nach der Yoga-Stunde sei eine schöne Möglichkeit, sich selbst besser wahrzunehmen.

Neben Yoga war mit mehreren Anbietern die chinesische Meditations- und Bewegungsform Qigong im Programm; ebenso die Kampfkunst Tai Chi, die über den Körper hinaus eine geistige Ausrichtung hat. „Unsere Lebensenergie wird spürbar, und Präsenz entwickelt sich“, beschreibt Qigong-Lehrerin Gabriele Hollweg die inneren und äußeren Wirkungen. Dem Fernen Osten verdankt der Westen weitere Impulse – ganz konkret Oldenburg: So hat ein Besuch des vietnamesischen Buddhisten Thich Nhat Hanh im Kulturzentrum PFL 1995 zur Gründung von „Achtsamkeit in Oldenburg“ geführt. Der Verein unter Vorsitz von Manfred Folkers lädt zu Meditationen mittwochs im Umwelthaus ein und stellte sich bei der „Woche der Stille“ vor. Überraschend: Der Ablauf der Meditation unterscheidet sich kaum von christlicher Kontemplation, zu der sich montags eine Gruppe im Forum St. Peter trifft, wie der Austausch von Mitgliedern zeigte. 

Kurs: Qigong
Trainerin: Gabriele Hollweg

Mit Musik zum Frieden

Die meisten dieser spirituell ausgerichteten Gruppen sind klein. Anders das Mitsingkonzert von Helge Burggrabe in der Kirche St. Willehad, das mehr als 150 Zuhörerinnen und Zuhörer anzog. Das „Hagios Friedenskonzert“  mit dem Komponisten und Musiker aus Fischerhude war die am stärksten besuchte Veranstaltung der „Woche der Stille“ – viele Fans kamen von außerhalb. Mit einfachen Melodien aus Taize, Klöstern und eigenen Kompositionen, verstärkt durch kurze Texte, führt Burggrabe in die Stille. „Innerer Friede ist Voraussetzung, um Frieden im Miteinander und der Gesellschaft zu schaffen“, sagte der 49-Jährige.

Hagios Friedenskonzert
Musiker: Helge Burggrabe

Wie Musik und Klänge den inneren Frieden fördern, zeigten weitere Angebote wie der Workshop „Singen und Stille“ im Forum St. Peter. „Wenn aus der Stille Töne entstehen, entdecken wir nicht nur unsere Stimme neu, sondern auch die Schwingungen, die wir ausstrahlen“, sagt der Kursleiter, der Theologe und Gestalttherapeut Stephan Trescher. Spürbar wurde diese Ausstrahlung bei einem Hauskonzert von Ronald Poelman unter der Überschrift „Aspekte der Stille“. Er lade ein, „einfach Ohr zu sein; eine Gelegenheit, einem seltenen Gast Einlass zu gewähren: stilles Sein“, sagte der Oldenburger Pianist.

Entspannung via Zoom

Wie Klänge in die Stille führen, macht Beata Korfe mit Klangschalenmassagen erfahrbar. Die Schwingungen der Schalen, die auf dem Körper stehen, führen in eine tiefe Entspannung. „Die Selbstheilungs- und Selbstregulierungskräfte werden ausgleichend angeregt“, erläutert die Coachin – eine Wirkung, die Dagmar Siekmann mit Klangmeditationen anstrebt. „Die Schwingungen schenken Kraft, Lebendigkeit und gleichzeitig Ruhe und Inspiration“, sagt die Klangtherapeutin aus Rastede, die sich in die in die Veranstaltungsreihe eingeklinkt hat.

Gut einklinken konnten sich Interessierte auch via Zoom bei den „Oasen der Stille im Alltag“, zu der Achtsamkeitstrainerin Brigitte Konrad während der „Woche der Stille“ täglich morgens für eine halbe Stunde eingeladen hat. „Wir üben uns darin, dem vor uns liegenden Tag mit wacher Aufmerksamkeit, Dankbarkeit und Humor zu begegnen“, beschreibt die MBSR-Lehrerin ihr Ziel. Die Methode „Mindfulness Based Stress Reduction“ setzt auf Stressabbau auf Grundlage buddhistischer Meditation. „Und das passt für manche Interessierte digital besser in ihren Alltag als Präsenztermine.“ Diese Erfahrung machte ebenfalls Laelia Kaderas, die via Zoom zu einem guten Umgang mit Stress anleitet. Grundlage ist die Erfahrung der US-Amerikanerin Bryon Katie, dass jedes belastende Gefühl Folge einschränkender Gedanken ist.

Kurs: Oasen der Stille
Trainerin: Brigitte Konrad

Das Orga-Team erhält viel positive Resonanz auf die „Woche der Stille“. „Schade ist, dass immer wieder Menschen bedauern, sie seien erst im Nachhinein auf Veranstaltungen aufmerksam geworden“, berichtet Christoph Kiefer. Auch deshalb überlege das Orga-Team, die „Woche der Stille“ regelmäßig anzubieten. „Viele Anbieter haben bereits nach nächstem Jahr gefragt.“ Die Zugänge zur Stille seien unterschiedlich. „Ob durch Klänge, Bewegung oder achtsame intime Berührung: Im Grund geht es immer darum, mit sich selbst besser in Kontakt zu kommen – mit allen positiven Folgen, die das für das eigene Leben hat.“ 

Hier ein paar Rückmeldungen von Anbieter:innen und Teilnehmenden:

Rückblick der Veranstaltungen aus dem Jahr 2023

Liste
Juni 2023
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